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Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei Tech-Konzernen - Nachhaltigkeitsstrategien im Vergleich

13 Mrz 2020

Gordon Mauer

Sector Leader Manufacturing

Die Auswirkungen des Klimawandel sind nachweislich weltweit spürbar. Die Gesellschaft muss Strategien finden, um die globalen CO₂-Emissionen nachhaltig und so schnell wie möglich zu reduzieren und so den Klimawandel möglichst zu stoppen, sich aber gleichzeitig anpassen und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber seinen Auswirkungen erhöhen. Zukunftsweisende Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst und leisten schon jetzt einen Beitrag dazu.

Um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden (und damit auch wettbewerbsfähig zu bleiben), kommen Unternehmen kaum noch an einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie vorbei. Dies erscheint umso dringlicher, als trotz großer Anstrengungen die CO₂-Emissionen durch den ständig wachsenden E-Commerce, den Bau und Betrieb von Rechenzentren und das enorme Verkehrsaufkommen weiter steigen werden. Da die nachweislich quantifizierbaren CO₂-Emissionen für den weltweiten Klimawandel mit verantwortlich sind, ist deren Berücksichtigung auch ein wesentlicher Faktor bei zukünftigen Standortentscheidungen, Investitionen und Portfoliostrategien.


Globale Technologie-Konzerne als Vorreiter

Erst kürzlich veröffentlichte Microsoft in einer Mitteilung das Ziel, ab 2030 CO₂-negativ zu werden. CO₂-negativ bedeutet, der Atmosphäre mehr Kohlenstoff zu entziehen, als durch operative Prozesse emittiert werden. Ab 2030 soll sogar sämtlicher Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt werden, den Microsoft jemals verursacht hat. Dies wird mit einem engen Umsetzungsplan verknüpft. Investitionen und neue Technologien werden benötigt.

Amazon hat seit mehr als zwei Jahren in seiner Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel verankert, bis 2040 klimaneutral zu sein. Dabei sollen die Gebäude (Büros, Rechenzentren und Logistik-Center) an den weltweiten Standorten effizienter, mit einem Großteil aus erneuerbaren Energien versorgt und über den gesamten Lebenszyklus hinweg ökologisch optimiert werden. Neue Standorte werden selbstverständlich mit modernster intelligenter Technik und Controlling-Instrumenten ausgestattet.

Huawei konzentriert sich im Bereich Nachhaltigkeit vor allem auf soziale Projekte und unterstützt die Digitalisierungsprozesse auch in Krisengebieten. Zusätzlich bezieht Huawei Stellung im Hinblick auf umweltschonende und emissionsarme Produkte.

Google betreibt bekanntlich weltweit riesige Rechenzentren und Betriebsgebäude. Jeden Tag gibt es bei Google circa 3,5 Milliarden Suchanfragen, ausgelöst von rund 1,17 Milliarden Menschen auf der Welt. Diese verursachen insgesamt mehr als 700 Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr. Google setzt bei seiner Nachhaltigkeitsstrategie vor allen Dingen auf Energieeffizienz und neue Technologien. Seit 2017 deckt das Unternehmen seinen globalen Strombedarf durch erneuerbare Energie sowie Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette.

Facebook dagegen arbeitet auf die zwei großen Ziele hin: Die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks durch Innovationen und tadellose Ausführungen auf der einen Seite und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen zum besseren Verständnis des Klimawandels und zur Entwicklung innovativer Ideen für einen effizienten Klimaschutz auf der anderen Seite. Dafür will Facebook im Jahr 2020 seine Rechenzentren zu 100% mit erneuerbaren Energien versorgen. Im Vergleich lag der Prozentsatz 2018 bei 75%. Zusätzlich möchte das Unternehmen die effektive Energienutzung der Rechenzentren fördern, die bereits deutlich unter dem Durchschnitt anderer vergleichbarer Unternehmen liegt.

Apple betreibt unter der Vision, Produkte herzustellen, ohne neue Rohstoffe zu fördern, eine auf drei Säulen beruhende Nachhaltigkeitsstrategie. Man will Verantwortung übernehmen für die über den gesamten Lebenszyklus aller Produkte und Zubehörteile auftretenden Emissionen. Natürliche Ressourcen sollen durch die Reduzierung des Frischwasserverbrauchs, die Vermeidung von Abfällen, den Einsatz erneuerbarer Energien im Unternehmen und bei den Lieferanten sowie die Erhöhung der Energieeffizienz geschont werden. Und schließlich sollten schädliche Chemikalien aus dem Herstellungsprozess und den Produkten eliminiert werden. Bereits heute werden alle Apple-Standorte mit erneuerbarer Energie betrieben und im Vergleich zum Jahr 2015 wurde die CO₂-Bilanz um 35% gesenkt.

Zalando, als großes, deutsches E-Commerce Unternehmen, hat seine eigene Nachhaltigkeitsstrategie „do.MORE“ entwickelt, welche grundsätzlich auf drei Schwerpunktbereichen fußt: „Take a Stand“, „Style with Care“ und „Shape our Future” stehen dabei für Verantwortungsbereiche der eigenen Standorte. Beispiel Energieerzeugung: 90% der verbrauchten Energie stammt aus erneuerbaren Quellen oder wird CO₂-neutral erzeugt. Beispiel Recycling: Man will Versandtaschen einführen, die zu 80% aus recyceltem Kunststoff bestehen. Beispiel Etikettierung: Eine Nachhaltigkeitskennzeichnung soll den Kunden helfen, die Produktzertifizierungen besser zu verstehen. Beispiel Produktlebenszyklus: Eine Plattform für den Wiederverkauf von Kleidung soll es Kunden erleichtern, ihre Kleidung zur second-hand-Nutzung weiterzuverkaufen.

Eines haben all diese Konzepte gemeinsam: Sie propagieren seit einigen Jahren unterschiedliche Fokusthemen für den Klimaschutz. Diese reichen von der Energieeinsparung im Betrieb, dem Einsatz erneuerbarer Energien und der Einsparung von Ressourcen bis hin zu sozialen Fragen wie der Unterstützung lokaler Projekte. Allerdings müssen diese Ambitionen deutlich weiter verstärkt werden, um einen wirklich messbaren Effekt für den Klimaschutz zu erzielen.


Den CO₂-Fußabdruck bekannt und nachweisbar machen – die gesamte Lieferkette im Blick

Um diese Ziele zu erreichen, muss der CO₂-Fußabdruck der Tech-Konzerne bekannt und transparent nachweisbar sein. Es gibt Unternehmen, die ihren Gebäudebestand und dessen ganzheitliche Wirkung bereits heute im Hinblick auf CO₂-Emissionen bewerten lassen. Die DIN EN ISO 14064 und ISO 16475 sehen unter anderem einheitliche und nachvollziehbare Bilanzierungsmethoden vor.

In diesem Sinne bedeutet CO₂-Neutralität nicht nur eine drastische Reduzierung der CO₂-Emissionen, sondern auch die Entfernung der emittierten CO₂-Emissionen aus der Atmosphäre. Die natürliche Absorptionsfähigkeit, beispielsweise von Bäumen oder Meeren, reicht alleine nicht aus, um die CO₂-Emissionen zu neutralisieren. Es müssen neue Technologien und vor allem Denkweisen entwickelt werden.

Die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens sollte drei Bereiche von Emissionen im Blick haben:

  • Direkte Emissionen aus firmeneigenen und betrieblichen Prozessen (Scope1)
  • Emissionen aus dem Betrieb der Gebäude, Produktionen, eigenem Verkehr und indirekten CO₂-Emissionen (Scope 2)
  • Emissionen aus der Energiebereitstellung der Energieträger und den THG-Emissionen aus deren Beschaffung, Lieferketten und Beseitigung von Produkten und Abfällen (Scope 3)

Die gesamte Lieferkette von Konzernen muss daher langfristig berücksichtigt werden. Direkte und indirekte Stoffströme und Rohstoffwege müssen transparent gemacht werden. Auch der gesamte Lebenszyklus von Produkten und Dienstleistungen spielt eine entscheidende Rolle.

Das Ziel, bis zu einem klar definierten Zeitpunkt CO₂-neutral zu werden, ist sehr ambitioniert und setzt klare Konzepte und Umsetzungsstrategien vor allem hinsichtlich der größten Emittenten voraus. Es benötigt sehr große finanzielle Investments. Auch können solche Strategien nur auf globaler Ebene umgesetzt werden. Tech-Konzerne haben die finanziellen Möglichkeiten, die technologischen Werkzeuge, und auch eine weltweite Tragweite und Verantwortung, um die Klimafolgen zu reduzieren. Außerdem wirkt sich die stoffliche Nachhaltigkeit positiv auf die ESG-Kriterien an den Finanzmärkten aus: Tech-Konzerne werden durch sinnvolle, technologische Nachhaltigkeitsstrategien zu attraktiveren Anlagen, besonders für institutionelle Investoren, was sich demnach auch nachhaltig auf die Aktien-Performance auswirkt.